Kindstaufe

Jedes Kind hatte bis zu 24 Paten bei seiner Kindtaufe. Meist suchte man sich begüterte Paten aus. Der Ablauf der Feier ähnelte der einer Hochzeit . Es wurden zum lukullischen Ablauf der Feier auch Backzutaten in das Haus des Täuflings gebracht.
Das erste Patengeschenk war meist Geld und wurde in einer Faltschachtel, ähnlich der Klappkarte überreicht oder dem Täufling ins Steckkissen gelegt. Für den Taufakt in der Kirche bekam der Täufling ein festliches, langes wertvolles Kleidchen angezogen. Taufkissen und Taufkleid wurden von Generation zu Generation weitergereicht. Bis zum 12. Lebensjahr hatten die Paten dem Patenkind gegenüber Verpflichtungen. Da gab es zweimal im Jahr das Patenbündel.

Das „Ponepingel“ (Patenbündel) ist ein alter Brauch, der auch in Garrey gepflegt wurde. Wie schon gesagt, hatte jedes Kind mehrere Paten, die verpflichtet waren ihrem Patenkind zu verschiedenen Anlässen ein Patenpingel zu packen. Alle Geschenke wurden in eine quadratische Serviette zu einem Bündel geknotet. Zum 1. Geburtstag kamen die Paten ins Haus zu einer Feier und brachten ein Geschenk mit, meist ein karierter Stoff für ein Kleidchen ( die Jungen trugen zur damaligen Zeit auch Kittel/Kleidchen) und Süßigkeiten. Zu Ostern war das nächste „Pingel“ fällig. Es gab Ostereier, Süßigkeiten und 2 Kreuzbrote.
Zu Neujahr gab es ein größeres Geschenk, meist Kleidungsstücke, Taschentücher oder Unterwäsche, dazu 3 Patenstollen (Weißgebäck), Äpfel und auch Süßigkeiten. So gab es die „Ponepingel“ bis zum 12 Geburtstag. Die Patenkinder dankten bei ihrem Paten ab und bekamen ihr letztes Geschenk. Es war meist ein größeres Kleidungsstück. Die Eltern richteten wieder eine Feier aus. Damit war der Pate seiner Verpflichtung enthoben, für das Patenkind war die Kindheit beendet. Die Paten bekamen zur Konfirmation und zur Hochzeit eine Einladung. Dieser Brauch hielt sich in Garrey bis ungefähr 1938, in Wüstemarke sogar bis 1950. Der Patendank: „Pade ik bedanke mä vor alle Pingel don mä jegeben häst. Adjeh!“