Hochzeit machen ist so wunderschön (Hochtied moaken det is wuanderscheen)

Stand der Hochzeitstermin fest, ging der Hochzeitsbitter (meist der Großknecht oder der Nachbar, um 1790 der Küster für Garrey und Rädigke , später dann der Dorfschullehrer, der seinen kargen Lohn so etwas aufbesserte) mit einem Sträußchen im Knopfloch, um die Gäste zur Hochzeit einzuladen.
(Damit es bei der Hochzeit eine reich gedeckte Kaffeetafel gab, wurden vom Dorf zum Backtag Milch, Eier und Butter ins Hochzeithaus gebracht.)
Am Abend vor der Hochzeit war Polterabend, der zur damaligen Zeit im kleineren Rahmen als heute begangen wurde. Kinder polterten und bekamen ein riesiges Stück Streußelkuchen.
Die Alten des Dorfes brachten die Geschenke. Die jüngere Generation war ja zur Hochzeit geladen.
Wie auch heute noch mußte das Brautpaar die Scherben bis Sonnenaufgang weggeschafft haben, damit es eine glückliche Ehe wird.
Am Vormittag des Hochzeitstages war die standesamtliche Trauung. Die Paare aus Garrey fuhren hierzu mit der Kutsche nach Boßdorf .
Bei der Rückkehr empfingen die Dorfbewohner und vor allem die Kinder mit über die Straße gespannten Leinen das Paar. Dazu wurde sogar der Schulunterricht unterbrochen.
Mit Bonbons und Pfennigen bedankte sich der Bräutigam für die Huldigung
Die Gäste von außerhalb kamen mit Kutschen zur Hochzeitsfeier. Diese waren meist mit grünem Band an der Peitsche als Hochzeitskutsche erkannbar.


Vor dem Hochzeitshaus saß eine Blaskapelle, die die ankommenden Gäste mit Musik begrüßte. Sie bekamen von den Musikanten ihre Quartiere im Dorf zugewiesen, wo sie sich bis zur Trauung und der anschließenden Feier aufhielten, um sich fein zu machen und etwas zu stärken. Meist waren die Quartiergeber auch geladene Gäste.
Eine Friseuse frisierte die Braut und steckte den Schleier auf. Ihre Brennschere verschönerte und alle weiblichen Gäste, soweit es gewünscht war. Zur festgesetzten Zeit gingen alle zum Hochzeitshaus. Wieder wurden sie von den Musikanten begrüßt. Alle versammelten sich zum Brautzug.

Erst hier wurden die Paare zusammengestellt, die für das Brautpaar ein Spalier bildeten. So formierte sich der oft sehr lange Hochzeitszug von zirka 30 bis 100 Gästen.
Die Kapelle führte bis zur Kirche mit langsamer Musik den Zug an. Kinder mit Blumenkörbchen ebneten dem Brautpaar den Kirchgang durch streuen von Blumen.
Ältere Kinder trugen die Brautschleppe. Dem folgten die unverheiterten Paare, die jungen Ehepaare, älteren Ehepaare und zum Schluß des Zugen die Brauteltern.
Nur die Braut durfte Kranz und Schleier tragen, die rein war.
Nur so durfte sie vor dem Altar treten.
Einmal passierte es in Garrey, so um 1900 herum, daß der Pfarrer einer Braut vor der Kirchentür Kranz und Schleier abnahm, da sie schwanger war. In der damaligen Zeit legte man viel Wert auf ein sittliches Verhalten vor der Ehe. War das zweifelhaft, durfte der Brautkranz nicht geschlossen sein. ( nach mündlicher Überlieferung).

Nach der Trauung ging es mit lustiger Musik zum Hochzeitshaus, oder in den Saal der Gaststätte, zum Feiern. Nach dem Festmahl, das aus mehreren Gängen bestand spielte die Kapelle zum Tanz auf.
Ringsum auf den Bänken im Saal nahmen Zuschauer Platz, wie Mägde, Knechte, sowie nicht geladene Dorfbewohner. Ab und zu bekamen auch sie ein Tänzchen und ein Schnäpschen.

Von den eingeladenen Kindern wurden manchmal kleine Verse vorgetragen.
So zum Beispiel:

Ich bin ein kleiner Wicht
und schenk der Braut ein Licht,
damit sie Ihren Mann
ins Bett leuchten kann.

Hier habt ihr eine Pfennig,
nun spart euch was dazu
und wenn ihr
100 000 habt
dann setzet euch zur Ruh.

Jede will de Brut wat schenken
an’n Brütjam will keener denken,
det hab ik mir doch glei jedacht
un hab’ di ok wat mitgebracht

Um Mitternacht wurden Kranz und Schleier abgetanzt. Nach und nach zogen die rund um das Paar tanzenden Gäste der Braut die Haarnadeln aus Haar und Schleier. Kranz und Schleier bekam dann ein miteinander versprochenes Paar, als Hinweis auf die baldige nächste Hochzeit.
Dem jungen Ehepaar setzte man Nachtmützen auf, als versteckten Hinweis auf die nun folgenden Hochzeitsnacht.
War das Hochzeitsfest vorbei, gab es für alle den „Dultkuken“, den man in Waschkörben brachte. Meist war es Streußel- und Hefenapfkuchen. Jeder hatte, wie es der Brauch forderte zum Mitnehmen eine kleine Serviette mitgebracht.
Ein Dorfbewohner, weil er nicht zur Hochzeit eingeladen war streute einmal aus Rache Pferdehächsel auf den Kirchweg. Für das Brautpaar war es ein großer Ärger, weil es sich so schnell nicht beseitigen ließ.


In der heutigen Zeit die Bräuche etwas abgeändert.
Der Polterabend wird in neuerer Zeit 2 Tage vor der Hochzeit gefeiert. Das junge Paar feiert mit Freunden und Bekannten Abschied vom Junggesellenleben. Als Gaudi wird oft auf dem Dach auf dem Schornstein ein Storch, oder ein Kinderwagen oder Babywäsche aufgehängt, als Hinweis auf zu erwartenden Nachwuchs.
Ein Tag vor der Hochzeit werden Girlanden als Schmuck für das Hochzeitshaus, Kirche und manchmal auch für die Kutsche geflochten. Es war immer ein Spaß für die jungen Leute, die zur Hochzeit eingeladen waren. Die Burschen holten schon vor der Flechten das Tannenfrün. Dieses wurde dann von den Mädchen zu kleinen Stäußen gebunden und an ein Heuseil befestigt. Das Brautpaar lieferte dazu einen kleinen Umtrunk. Später wurden die Girlanden dann in der Gärtnerei bestellt.

Manchmal wird vor dem Hochzeitshaus ein Sägebock aufgestellt. Mit einer stumpfen Säge muß ein Baumstamm durchgesägt werden, um zu beweisen, daß beide an „einem Strang“ ziehen können.
Um Mitternacht wird der Schleier jetzt mit einer anderen Zeremonie abgetanzt. Das Lied „Jetzt binden wir dir den Jungfernkranz...“, stehen die Gäste im Kreis um das Brautpaar, das unter dem Schleier der Braut steht. Der Bräutigam bekommt eine Schlafmütze auf den Kopf und die Braut ein Spitzenhäubchen. Der Brautstrauß wird hochgeworfen, diejenige, der ihn fängt wird als nächster aus dieser Runde heiraten. Dieser Frau wird der Schleier jetzt aufgesteckt und sie sucht sich einen entsprechenden, infrage kommenden Partner. Beide Paare tanzen noch eine Ehrenrunde.