Fastnachten

Fastnachten vor 1939 in Garrey

Aschermittwoch ist alles vorbei

Alte Tradition, leicht abgewandelt

Einige Belustigungen

 

Fastnachten

Fastnachten wurde vom Papst Georg ( 590-604 ) als Anfang der großen Fasten festgelegt. Vor Beginn der Fastenzeit tat man sich noch einmal gütlich, da in der folgenden Zeit nur fleischlose Gerichte gegessen werden durften.


Für den Fastnacht - Tanz wählte man „Platzmeister“ denen die jungen Mädchen bunte Bänder als schmückendes Beiwerk schenkten, die am Sakko befestigt wurden ( auch noch in der heutigen Zeit ).Den Anordnungen der oft für das ganze Jahr gewählten „Festordner“ war unbedingt folge zu leisten. Ein Fremder durfte nicht ohne weiteres mit tanzen. Er wurde erst durch eine vom  Platzmeister zugewiesene Dame  „angetanzt“ . Dieses war die erforderliche Erlaubnis zum weiteren mit tanzen. Dieser Brauch stellte eine Ehrung der Gäste dar.
Jede Frau wird von dem angetanzten Herrn zu einem Freigetränk an die Theke geführt, zuvor erhält dieser Herr eine Blume angesteckt, als Zeichen dafür, daß er nun zur Fastnachtsgesellschaft gehört.

 

Fastnachten vor 1939 in Garrey

( nach Angaben von Zeitzeugen )

 

Das größte Volksfest im Jahr war damals das Fastnachtsfest. Da ging es lustig her, und wenn die Zäune oft vor Kälte knackten. Jedes alte Mütterchin mußte dabei sein, soweit es noch transportfähig war. Solch eine Fastnacht dauerte eine halbe Woche. Die Burschen besorgten damals ihr Bier selber. Es wurde Braunbier aus der Kropstädter Brauerei serviert, dazu gab es noch für jeden Gast einen großen Korn als Willkommenstrunk. Es wurde solange gefeiert, wie der Vorrat reichte, waren die Musikanten abgezogen, spielte die Dorfkapelle auf.

 

Fastnachten wurde in Garrey immer am 2. Sonntag im Januar gefeiert, es war Jugendfastnacht. Am 1. Tag begann der Tanz um 14 Uhr am 2. Tag um 13 Uhr. Am Sonntag, dem Beginn der Fastnacht, blies eine Blaskapelle, die für die beiden Tage gemietet war, um 9 Uhr den „Morgensegen“, einmal am Kriegerdenkmal, einmal unter der Dorfeiche. Danach vergnügten sich die Burschen bis zum Mittag im Dorfkrug.

 

Für die Burschen herrschten strenge Gesetze, die bei nicht einhalten mit einer Straflage geahndet wurde. Das war eine Bierrunde für die Fastnachtsjugend. Zu achten hatten die Burschen auf eine stets brennende Zigarre und daß der untere Jackenknopf immer geschlossen blieb. Ein weiteres Gesetz gab es für die zwei Platzmeister, die jährlich neu gewählt wurden und die für den gesamten Ablauf der beiden Tage verantwortlich waren. Die Platzmeister trugen zum dunklen Anzug einen mit Blumen geschmückten Hut (Zylinder). Nach Anzahl der beteiligten Mädchen wurden die Burschen bestimmt. Die teilnehmende Jugend mußte mindestens 16 Jahre alt sein. Für die Fastnachtsjugend war der Eintritt frei. Für alle Gäste betrug er 1,50 Mark am 1. Tag, am 2. Tag 1,00 Mark. Am Sonnabend vor den Fest zogen die Platzmeister johlend und juchend von Haus zu Haus und luden die Dorfbewohner zum Tanz ein. Jedes Mädchen heftete den Platzmeistern ein buntes Schleifenband an den Anzug. Noch wußte kein Mädchen, welcher Bursche ihr Tanzpartner wird. Alles wurde geheim gehalten, da die Platzmeister die Paare zusammenstellten. Wollte ein Bursche ein ganz bestimmtes Mädchen haben, konnte er es für eine bestimmte Geldsumme bei den Platzmeistern kaufen. Jedes Mädchen ging in einem neuen Kleid zum Tanz. Die Mädchen trafen sich alle in einem von den Platzmeistern bestimmten Haus. Mit Blasmusik wurden diese von den Platzmeistern und Burschen abgeholt.

 

Die Platzmeister hatten viel zu tun. Jede Frau, jedes Mädchen wurde von ihnen angetanzt. Den ganzen Abend mußte ein Hut der Platzmeister im Saal sein, sonst war eine Strafe fällig Die Platzmeister durften sich bis 22 Uhr nicht hinsetzen und mußten auch darauf achten, daß die Bänder nicht verknotet wurden, dann war eine Saalrunde fällig. Um 22 Uhr nahm jedes Mädchen seinen Burschen zum Kaffetrinken mit nach Hause. „ Tu Fastnacht jaf ett Pannekuken.“ ( zu Fastnachten gab es Pfannkuchen). Nach einer Stunde ging der Tanz bis zirka 1 Uhr weiter. Der Montag gehörte den verheirateten Paaren, es kamen auch die Kaufleute aus Niemegk, die dann auch mal eine Lage ausgaben und mit als Sponsoren für das Fest auftraten. Die Abrechnung mit der Kapelle und dem Gastwirt oblag den Platzmeistern. So um 1928 bis 1939 kostete die Kapelle 85 Mark. Am Jugendfastnachten wurde am zweiten Tag um 9.00 Uhr gezempert. Wer von der Dorfjugend nicht einsatzfähig war, wurde mit der Schubkarre abgeholt. ( Zempern = lat. den zehnten holen ).

Eine Gesellschaft lustig verkleidet oder auch maskiert zog angeführt von der Kapelle und den Platzmeistern von Haus zu Haus. Die Kapelle spielte ein Ständchen, die Hausbewohner boten belegte Schnitten und Getränke an. Man stärkte sich und für die Hausfrau gab es ein kleines Tänzchen mit einem der Platzmeister, dann zog die lustige Gesellschaft weiter. 


Während des 2. Weltkrieges gab es keinen Tanz mehr. Nach Kriegsende wurde wieder Fastnachten gefeiert.
Fastnachten - Männerfastnachten wird jetzt in neuerer Zeit nur noch an einem Tag gefeiert, am Sonnabend, da die meisten Einwohner außerhalb arbeiten. Am Nachmittag des festgesetzten Tages ist ein Kindertanz mit vielen lustigen Spielen, die von den Platzmeistern und ihren Ehefrauen organisiert werden z.B. Rucki - Zucki, Laurenzia, Stuhltanz, Tauziehen und andere kleine Wettspiele, die Gewinner erhalten kleine Preise. Am Abend ist dann Fastnachtstanz für alle Dorfbewohner und Gäste.
In der Woche vor dem Fastnachtssonnabend haben die Platzmeister Ihre schwerste Aufgabe. Alle Einwohner des Ortes werden persönlich zum Fastnachtstanz eingeladen. Dazu gehen die Platzmeister „ kreischend “ von Haus zu Haus. Sie laden zur Feier ein und erhalten von den Frauen meist ein buntes „Schleifenband“, welches am Sakko befestigt wird. und einen kleinen Umtrunk oder auch etwas zu essen und eine kleinen Geldspende.

 

Aschermittwoch ist alles vorbei

In Garrey, Zixdorf und Wüstemark zogen die Kinder zum Aschermittwoch von Haus zu Haus und ascherten sich eine Brezel, mit folgendem Spruch:
„Ascher, ascher Mittwoch eine Brezel krieg ich noch, las mich nicht so lange stehen, ich will noch ein bißchen weiter gehen.“, oder „Ich bin ein kleiner König, gib mir nicht zu wenig, laßt mich nicht zu lang stehn will noch ein Häuschen weiter gehn:“ Sie erhielten dann eine Brezel oder andere Süßigkeiten und zogen weiter. In Garrey hielt sich dieser Brauch bis zirka 1930.

 

Erinnern kann man sich daran, daß zur Jahrhundertwende und auch noch früher die Kinder nur zu ihren Paten zogen, erst später dann auch von Haus zu Haus, mit einer Rute und einer Schnur mit Holzknebeln ausgerüstet , woran die Brezeln aufgereiht wurden. In jedem Haus sprachen sie ihr Sprüchlein, um Aschermittwochgebäck zu erbitten. “Ascher, ascher Mittwoch, inne Brezel oder ein Silberstücke“.

 

Alte Tradition, leicht abgewandelt

Erstmalig wurden 1994 von den amtierenden Platzmeistern separat am Tanzabend nach 24,00 Uhr zwei neue Platzmeister für die nächste Session gewählt. Danach erfolgt der Einzug dieser, geschmückt mit den Hüten der amtierenden Platzmeister in den Saal.

Lutz Wieland und Frank Rettig führten die neuen Platzmeister Horst Schulze und Andreas Grünthal in den Saal, wo sie mit einem Extratanz mit ihren Ehefrauen geehrt wurden. Für Männerfastnachen besteht aber ein ungeschriebenes Gesetz, wobei nur verheiratete Männer Platzmeister sein können. Da Horst Schulze bis zum nächsten Jahr nicht verheiratet war, viel er als Platzmeister aus.

 

Einige Belustigungen

Eintritt wurde nach Gewicht errechnet (1987). Alle Gäste mußten den Eintritt nach ihrem Körpergewicht bezahlen. Zu diesem Zweck mußten alle über eine Wage steigen und ihr Gewicht prüfen lassen.

 

Die Frauen die bei der Fastnacht mitmachen, geben bei den Platzmeistern z.B. eine Schürze ab. Nach dem Einmarsch der Platzmeister und der Antanzdamen verteilen die Platzmeister die Schürzen, die eingewickelt sind, jede Frau erkennt dann nachdem, die Männer diese ausgewickelt haben ihre Schürze. Der Mann der ihre Schürze hat, ist dann für diesen Abend ihr Partner, ähnliches wurde auch einmal mit Kopftüchern praktiziert. Oder die Antanzdamen zogen Männerhemden an, hatte der Mann sein Hemd erkannt, so war diese Dame für den Fastnachtsabend seine, desgleichen geschah auch einmal mit Krawatten. Oder den Antanzdamen wurde ein Keuschheitsgürtel mit Schloß umgebunden. Der Herr bei dem sich der passende Schlüssel befand war ihr Auserwählter für diesen Abend.

 

Es wurden auch einmal „Pfannkuchen“ von Frau Irene Wieland und Brigitte Abel mit einer besonderen Füllung gebacken. In den Pfannkuchen wurden Lose eingebacken, für die ein Gewinn ausgelost wurde. Als Gewinne wurden die Spenden der Einwohner verlost die Platzmeister beim Einladen erhielten. Die Pfannkuchen mit Pflaumenmus waren die „Nieten“.

Für eine Fastnachtsveranstaltung 1990 dichtete Lydia Eiserbeck folgendes kleine Gedicht:


Unser kleines Flämingdörfchen das ist wirklich sehenswert,
 denn in nah und fern ist unser schönes Wasser heißbegehrt.

In den Urlaub mußt nicht fahren,
an den schönen Ostseestrand in der nicht zu schmoren,
denn unser Wasser ist garant.

In unsere Töpfe kannst du gucken,
in unsere Pfannen kannst du schauen,
unsere Soßen werden hier auch ohne großes Können braun.

Willst du Sonnabends mal baden,
plane es am Montag ein
und dann laßt mal schon die Tröpfchen in die Badewanne rein.

Und in Zixdorf in den Ställen gibt es braune Kühe nur.
Unser Wasser hinterläßt
auch bei den Viechern seine Spur.

Refrain: Hollahi, Hollaho unser Wasser stimmt uns alle froh.