Milchkannentransport

Anfang des 20. Jh. holte Otto Rettig aus Garrey, täglich früh ab 2,30 Uhr die Milchkannen von der Marke mit dem Hundewagen nach Garrey, für 4,90 Mark. Zur damaligen Zeit gab es in Garrey noch sehr harte, schneereiche Winter. So kam es vor, dass Otto Rettig auf Strümpfen die Kannen mit dem Hundewagen von der Marke holte, weil es so glatt war. In einem dieser Winter war Garrey zugeschneit. Die Transporte gingen nur noch hinter dem Ort entlang. Alle Bauern mußten ihre Milchkannen bis zur Ecke bringen ( heute Wrückes ). Weiterhin wurde mir von Zeitzeugen berichtet, dass einmal der Schnee so hoch lag, dass die Dorfstraße bis zur Höhe des Sportplatzes zugeschneit war. Alle Bauern mit Pferden mußten antreten, um den Schnee herunterzutreten, Schneepflüge waren noch nicht im Einsatz. Später dann, als Otto Rettig 2 Pferde besaß, wurden die Kannen mit dem Pferdewagen zusammengeholt. Alle Kannen hatten eine dem Ablieferer zugeordnete Nummer. Als er im 1. Weltkrieg Kriegsdienst verpflichtet wurde, fuhren die Landwirte Kase und Hannemann im Wechsel die Milchkannen von Wüstemarke zur Molkerei (die Molkerei in Niemegk wurde 1902 gegründet).

 

Die Kannen standen bei den Ablieferern vor dem Hoftor. Jeder Bauer baute vor seinem Gehöft eine Milchbank, damit die Kannen bequemer auf - und abgeladen werden konnten. In späteren Jahren übernahmen Garreyer Landwirte den Transport im Wechsel. Die Milch wurde in der Molkerei aus den Kannen in große Trichter geschüttet und gewogen. Die nach Menge und Fettgehalt geprüfte Menge wurde auf Karteikarten erfaßt. Diese erhielt jeder Ablieferer zur Einsicht zurück. Hiernach konnte er seine gewünschte Menge Molke, Magermilch, Butter oder Quark eintragen und erhalten.
Erst im Jahre 1953 wurde der Michtransport motorisiert. Mit der Gründung der LPG Typ III fuhr dann ab 1954 ein neu angeschaffter LKW, gelenkt von Gerhard Wiesner, die Kannen des Dorfes nach Niemegk zur Molkerei.
Mit der Gründung der LPG (T) Rädigke verschwanden die Milchbänke aus dem Ortsbild, da die LPG eine Großviehmilchanlage für 480 Milchkühe baute und die Milch nun in Tanks, „Milchkuh“, zur Molkerei geliefert wurde. Im Jahre 1990 wurde die Molkerei Niemegk geschlossen.