Wie ging es nach dem 2. Weltkrieg mit der Landwirtschaft weiter?

Nach der Zerschlagung des Faschismus in Deutschland bestand eine der wichtigsten Aufgaben darin, die Ernährung des Volkes zu sichern. Deshalb war es wichtig für die Bauern nach dem Krieg, den Boden zu bestellen, Korn, Kartoffeln und Futter für das Vieh anzubauen. In den Dörfern gab es viele Umsiedler, die auch mit versorgt werden wollten. Es mangelte aber oft an Saat- und Pflanzgut. Aus geringen Mitteln wurde etwas geschaffen. Irgendwie ging es immer weiter. Die großen Kartoffeln wurden z. B. halbiert um die geplante Ackerfläche zu bestellen. Die Erträge waren natürlich gleich nach dem Krieg nicht hoch. Es gab keinen künstlichen Dünger und mit dem natürlichen Dünger sah es auch schlecht aus, weil der Viehbestand durch den Krieg sehr stark zurückgegangen war. Doch die Schwierigkeiten wurden auch gemeistert. Es entwickelte sich die gegenseitige Bauernhilfe. Man half sich gegenseitig mit Maschinen, Ackergeräten und auch Saatgut aus. Die Nahrungsgüterbeschaffung auf dem Lande war weitgehend gesichert.

 

In den Städten sah es hingegen noch schlecht aus. Der Schwarzhandel und die Tauschgeschäfte herrschten vor. So wurde vom neu gegründeten Staat der Arbeiter und Bauernmacht mit dem Ende des Krieges ein neuer Versorgungsplan herausgegeben. Lebensmittelkarten wurden eingeführt, um eine gerechte Versorgung der Bevölkerung anzustreben. Lebensmittelkarte Frau I. Rückert (ehemalige Lehrerin in Garrey) erinnert sich noch, daß es für Erwachsene 400 g Brot, 35 g Nährmittel - 30g Fleisch, 15 g Fett ( nach Angebot), 250 g Zucker und 30g Marmelade gab. Kinder bekamen etwas weniger Brot, Nährmittel, Fleisch, dafür aber mehr Fett und Zucker und 1/4 l Vollmilch. Es gab auch eine sogenannte Punktekarte zum Erwerb von Textilien und Kurzwaren. Für werdende Mütter gab es eine gesonderte Punktekarte, um Windeln und Babysachen kaufen zu können.

 

Ein einheitliches Ablieferungssystem wurde eingeführt. Die Bauern waren verpflichtet, einen festgelegten Teil ihrer Erzeugnisse an den Staat abzuliefern. Zugleich waren sie aber auch berechtigt, die darüber hinausgehende Menge nach freiem Ermessen und zu höheren Preisen an den Staat oder auf dem Bauernmarkt zu verkaufen, die sogenannte „Freie Spitze“. Die Ablieferung der landwirtschaftlichen Produkte wurde nach Anbaufläche geregelt, während die tierischen Produkte in Abhängigkeit vom Tierbestand der einzelnen Besitzer durch Erfasser, die ins Dorf kamen, aufgenommen. Für den Fall der Nichterfüllung drohte Strafe - Verbot der Hausschlachtung, bei Fehlmengen - Bußgeld, es ging sogar bis zur Haftstrafe. Die Bauern, die das sofort nach Kriegsende festgelegte Ablieferungssoll an landwirtschaftlichen Produkten nicht erfüllen konnten, mußten sich vor der russischen Kommandantur rechtfertigen. Die Bauern konnten aber teilweise ihr „Soll“ nicht aus Böswilligkeit nicht erfüllen, sondern wenn das Vieh im Stall fehlten, oder nur wenig da war, konnte auch das Soll nicht erfüllt werden. Aus Angst vor der Bestrafung verließen viele ortsansässige Bauern ihre Gehöfte und flüchteten von der DDR in die damalige BRD.

 

Die Folge dieser Wirtschaftspolitik waren für die Dörfer fatal. Das gesellschaftliche und kirchliche Leben ging zurück. Dies war auch einer der Gründe für die politische Vereinigung der Orte Garrey und Zixdorf 1957. Trotz Ablieferungssoll wird heimlich gebuttert, „schwarz“ geschlachtet, Zuckerrüben zu Sirup verarbeitet, aus Raps Leinöl gepreßt. Der „Schwarzhandel“ und Diebstahl blühen in den Nachkriegsjahren.

 

Im Frühjahr 1945 wurde die Währungsreform durchgeführt. Es war für alle ein Neubeginn. Auch in der neu gegründeten BRD fand eine Währungsreform statt, das Umtauschverhältnis zur DDR - Mark war 1: 4. Das Geld was sich in Umlauf befand galt weiter, hatte aber sowieso keinen Wert, weil sich alle nur auf Tauschgeschäfte eingestellt hatten. Die ländliche Bevölkerung tauschte landwirtschaftliche Produkte in Berlin (West) gegen „Westgeld“, um dafür dringend benötigte Produkte des täglichen Bedarfs und die noch dringender gebrauchten Ersatzteile für ihre Maschinen, auch Bindegarn für die Binder und Dreschmaschinen zu kaufen. Als Tauschprodukte dienten z. B. auch Eier, Gänse, Ente, Hühner und Gemüse. ( nach Angaben von Zeitzeugen)