Bis fast zum Ende des 19. Jh. achtete man die Rechtmäßigkeit der vorhandenen Grenzen genau. Dieser Grenzgang wurde auf dem Fläming seit Jahrhunderten ( Jh.) gepflegt. Wie in „Zauch - und Fläming - Heimat“ September 1934 Nr. 4 zu lesen war.
Durch gemeinsame Grenzbegehungen wurden die Grenzanlagen zwischen den Dörfern in Abständen von sechs Jahren neu kontrolliert, in Garrey nur alle 12 Jahre. Es wird über die Grenzbegehung Zixdorf - Hohenwerbig 1881 berichtet. Seit Wochen war dieses Ereignis schon in aller Munde bei den Zixdorfer und Hohenwerbigern. In diesem Jahr war Zixdorf an der Reihe und man wollte den Hohenwerbigern zeigen, was man alles auf die Beine stellen konnte. Der Zixdorfer Schulze schickte Boten nach Hohenwerbig um die Hüfner ( Bauern) und Kossäten zu fragen, wann der Grenzgang - Grenzeziehen- genehm sei. Darauf rief der Hohenwerbiger Schulze seine Gemeinde zusammen, um zu beraten, wann dieses große Ereignis stattfinden sollte. Ein Sonnabend wurde immer dazu bestimmt, da es ja auch die Väter und Vorväter so hielten. Der Termin wurde dann dem Zixdorfer Schulzen übermittelt, der Termin wurde akzeptiert. Alles war nun im Dorf in Bewegung, alles wurde besonders hübsch gemacht. Sogar der Misthaufen auf dem Hof wurde exakt gestapelt, oder noch schnell auf den Acker gebracht, damit sich auch das Grundstück gut präsentierte. Die zur Schlachtung vorgesehen Tiere wurden ausgesucht, die Gänse mußten gerupft werden und anderes Vieh geschlachtet werden.
Es herrschte überall emsiges Treiben, man bereitete sich gründlich auf die Gäste des Nachbardorfes vor. Am festgesetzten Tag trafen sich nun morgens, an einem vorher festgelegten Punkt, an der Dorfgrenze die Hüfner (Bauern) und Kossäten. Sie brachten einen Knecht mit, der einen Spaten oder eine Schaufel dabei hatte. Dort traf sich auch die Musikkapelle ein, die immer das einladende Dorf zu stellen hatte. Alle Teilnehmer stellten sich streng in einer Linie auf, davor der Dorfschulze. Es folgte das alt hergebracht Ritual. Der Hohenwerbiger Schulze wartete gespannt auf die Anfrage der Frage, die er den Zixdorfern stellte : „Wir Hohenwerbiger Bauern und Kossäten sind eurer Anfrage zur Grenze zu kommen gefolgt. Nun saget uns, warum wir hier an diesem Sonnabend zu euch kommen sollten?“ Die Antwort der Zixdorfer war dann :“Wir haben euch geladen, um nach alter Väter Brauch und Sitte die Grenzen zu besichtigen zu erneuern und das Unrecht, wenn es vorhanden, zu strafen!“
Der Zug setze sich jetzt zu beiden Seiten in Bewegung, hielt an jedem Grenzhügel an, die etwa 50 bis 100 Schritt entfernt lagen. Jeder Hügel wurde neu aufgehäufelt. Zwei Großspänner (Knechte) häufelten mit der Schaufel und Spaten den Haufen neu an, und zwei andere Knechte glätteten ihn schön sauber. Immer wenn zwei Hügel instandgesetzt waren, wurde die dazwischenliegende Grenzlinie genau anvisiert. Die Zixdorfer Häufelten von der Hohenwerbiger und die Hohenwerbiger von der Zixdorfer Seite.
Von allen Teilnehmers wurde dieser Rechtsakt verantwortungsvoll vorgenommen. Die Kapelle blies einen Tusch an jedem zweiten oder dritten Hügel, je nachdem wie es vorher ausgemacht war, um die Rechtsmäßikeit der eben neu festgelegten Grenze zu besiegeln.
Wurde bei dem Grenzgang festgestellt, daß ein Anrainer bei der Bewirtschaftung seines Ackers über die Grenzen gepflügt hatte, so wurde eine Rüge erteilt oder bei grobem Verstoß eine Strafe ausgesprochen, die noch am gleichen Tag in Geld zu entrichten war, die der Bezahlung des anschließenden Festes diente. Damit wurde eine moralische Rüge erteilt. Verlief die Grenze durch die Heide (Wald), so wurde jeder über die Grenze hingewachsene Ast mit einer Axt entfernt. Befand sich unter den Grenzgängern ein neuer Eigentümer, so wurde er auf den wichtigsten Hügel gesetzt, damit es sich die Stelle auch genau merkte.
Nach dem Grenzgang ging man zum gemütlichen Teil über. Zwei Zixdorfer Bauer fuhren mit Pferdekutsche und drei Musikanten nach Hohenwerbig und luden die „Weiber“ zum festlichen Mal und Umtrunk ein. Nach überlieferter Sitte mußten die Lader zu jeder einzelnen Bauers- und Kossätenfrau ins Haus gehen und ihr die Einladung persönlich überbringen. Niemand durfte herbei vergessen werden, weil das wohl einer Ausgliederung aus der Dorfgemeinschaft bedeutetet. Die „Weiber“, Die schon aufgeregt auf die Aufforderung zum Fest warteten, wurden nun in die festlich geschmückten „Karossen“ geladen. Ihr Einzug in Zixdorf wurde mit Musik begrüßt. Jeder Bauer begab sich nun mit seiner Ehefrau in die Wohnung seines Grenznachbarn oder eines Verwandten in Zixdorf. Nach einer Stärkung mit Kaffe und Kuchen brachen alle Teilnehmer zum gemeinsamen Spaziergang durch die Felder auf. Nach dem Spaziergang wurde selbstverständlich der Viehbestand und auch das gesamte Anwesen besichtigt.
Gegen 15 Uhr wurde dann das gemeinsame Mittagsmal eingenommen, es bestand aus Suppe, Geflügel, meist Gänse und zwei anderen Braten.
Zu solchen Anlässen waren die „Küchenfrauen“ aus Niemegk, die es zu dieser Zeit viele gab, sehr gefragt. Sie bereiteten für nur ein geringes Endgeld ein gutes Mahl. Ihre Belohnung bestand aus dem Handgeld, welches sie von den Gästen in die Hand gedrückt bekamen. Diese Sitte der Entlohnung war im Fläming noch in der Mitte des 20. Jh. üblich.
Satt gegessen und schon etwas angeheitert, begaben sich die Gastgeber mit den Gästen ins Wirtshaus zum Tanz. Die Frauen nahmen auf den Bänken Platz, die an den Wänden des Saales rundum standen., die Männer hielten sich in der Gaststube in der nähe der Theke auf. War im Wirtshaus nicht genug Platz so wurde auch auf einzelnen Bauergehöften gefeiert, wobei so mancher Knecht seine Ziehharmonika herausholte und lustig drauflos spielte. Um 19 Ühr stellt sich wieder alle bei ihren Gastgebern ein, wo man sich nochmals mit Kaffee und Kuchen stärkte, um hinterher wieder den Tanzsaal aufzusuchen. Morgens gegen drei, vier Uhr suchte man dann sein trautes Heim auf.